SSV95 Wissen – TV Welling II 20:14 (7:6)

Wissen. Im letzten Heimspiel einer von wenig Konstanz geprägten Landesliga-Saison 2016/17 war die bis dahin punktlose Reserve des TV Welling als Gegner in der Wissener Konrad-Adenauer Halle zu Gast. An der Punktlosigkeit des TV änderte dabei auch der unkonzentrierte Auftritt der Heimischen nichts. Vor dem Anpfiff wurde eine klare Marschroute ausgegeben. Steffen Schmidt wollte eine durch und durch motivierte Mannschaft sehen, die die einfachen, unter der Woche einstudierten, Spielabläufe konsequent und mit voller Entschlossenheit durchzog – dies war zu keinem Zeitpunkt des Spiels der Fall.

Von Beginn an zeigte sich ein Spiel auf niedrigem Niveau. Der TV spielte mit seiner enorm dünnen Kaderdecke mit recht wenig Zug zum Tor und trug lange Angriffe vor, wodurch die SSV-Abwehr zu wenig Aktion gezwungen war. Es wurde ordentlich zu beiden Seiten verschoben und sollte dies einmal nicht der Fall sein, stand mit Philipp Dietrich ein solider Schlussmann im Tor. Über die bisweilen ausreichende Abwehr konnten regelmäßig Bälle abgefangen werden, die die Chance zum Tempogegenstoß ergaben. Hier jedoch fanden bei weitem nicht alle Bälle das gewünschte Ziel und landeten ohne weitere Berührung direkt im Aus oder über Umwege beim Gegner. Sollte es dann doch gelingen, zum freien Torwurf zu kommen, wurden diese allerbesten Gelegenheiten gleich reihenweise vergeben. Dadurch entwickelte sich ein sehr tor-armes Spiel. Welling schien zu keinem Zeitpunkt in der Lage, den SSV ernsthaft in Bedrängnis bringen zu können. Nichtsdestotrotz gelang es den Gästen, das Spiel vom Ergebnis her über weite Strecken offen zu gestalten, da auch der Positionsangriff des SSV wie gewohnt nicht in Fahrt kam. Gelangen Tore, dann waren dies zumeist gelungene Einzelaktionen, bei denen kurzzeitig die notwendige „Tor-Geilheit“ aufblitzte. Nur da bei einem Freiwurf und noch vier zu spielenden Sekunden eine Finte glückte und Philip Hombach nahezu frei aus gut sechs Metern Torentfernung vollenden konnte, ging der SSV mit einer mageren 7:6-Führung in die Kabine.

In der Halbzeitpause fand Steffen Schmidt mahnende Worte für alle. Er machte deutlich, dass er mit der Leistung von keinem der Spieler zufrieden gewesen sei. Die Abwehr sei ordentlich gewesen, habe aber noch vier Gegentreffer zu viel zugelassen. Der besonders schwache Angriff war indes als Resultat der unzureichenden Einstellung ausgemacht. Schlichtes Fazit: „Ihr könnt in der zweiten Hälfte nur alles besser machen – schlechter geht es nicht mehr!“

Zu Beginn des zweiten Spielabschnitts schien der SSV nun seinen Weg gefunden zu haben. Die ersten beiden Treffer wurden erzielt und die erste Drei-Tore-Führung stand zu Buche. Statt in diese Richtung weiter zu machen und nun mit der lange geforderten Konsequenz zu spielen, fielen die Gastgeber wieder zurück in den Trott aus der ersten Hälfte und meinten, das Spiel unnötig spannend machen zu müssen. Mittlerweile bekam auch die Abwehr ihre kleineren Probleme, da der TV das Spiel mit dem Kreisläufer für sich entdeckt hatte und so die Abwehr des SSV deutlich stärker forderte als bis dato. Weiterhin war der Rückraum mehrmals mit verdeckten Hüftwürfen erfolgreich, so dass sich die Gastgeber wegen der stets anhaltenden Inkonsequenz, der stabil schwachen Chancenverwertung und diversen Fehlern im Spielaufbau nicht absetzen konnten. Bis rund zehn Minuten vor dem Ende war zu keinem Zeitpunkt Spielfluss aufgekommen und weiterhin war keinem der zahlreichen Zuschauer ein sehenswertes Handballspiel dargeboten worden. Beim Stand von 14:14 fing dann der Trainer, der sich bis dahin ganz bewusst mit Emotionen zurückgehalten hatte, damit an, die Mannschaft pausenlos motivierend anzutreiben. Dies war von vollem Erfolg gekrönt, da sowohl in der Abwehr die Beine fliegen gelassen wurden und endlich auch die gewonnenen Bälle vorne im Tor des TV untergebracht wurden und nicht daneben oder auf den Händen des Torhüters. So gelang es auch bis zum Schlusspfiff, kein Gegentor mehr hinnehmen zu müssen und das Spiel letztlich souverän mit 20:14 gewinnen zu können.

Für Trainer Schmidt war an diesem Tage besonders erschreckend, dass die Mannschaft nicht eigenständig in der Lage war, sich selbst im Laufe eines schwachen Spiels wieder mental herauszuziehen und das es dafür stets des Trainers bedürfe. Somit kam kurz nach dem Ende trotz des Sieges kaum Feierlaune auf. Erst beim Freibier im Foyer der Halle, bei dem einige treue Zuschauer konstatierten, dass dies das schlechteste Spiel gewesen sei, dass sie binnen der letzten sechs Jahre in der Konrad-Adenauer Halle angeschaut haben, ließ sich die Leistung langsam verarbeiten.

Es spielten: Dietrich, Reifenrath – Gräber (2), Schneider (2), C. Hombach, Brenner (1), Pfeifer, Nickel, Renji, Orthey, P. Hombach (3), Henseler (2), Löhmann (4), Rödder (6/1).

Comments are closed.